21. März 2018 in Diabetes, Internet News
Forscher des Diabeteszentrums der schwedischen Universität Lund schlagen eine Neueinteilung der Diabetes-Typen vor. Doch was ist der Grund dafür?
Im Rahmen verschiedener Untersuchungen stellte das Team fest, dass es im Krankheitsverlauf bei einem Typ 2-Diabetes zu erheblichen Unterschieden kommt. Bei manchen Diabetikern ermüden, neben der anfänglich vorhandenen Insulinresistenz, zusätzlich die Betazellen. Der Verlust der Wirkung der insulinproduzierenden Zellen führt dazu, dass zusätzliches Insulin gespritzt werden muss. In manchen Gruppen häufen sich Nierenschäden, in anderen Gruppen sind verstärkt die Augen betroffen.
Auf der Suche nach den Gründen für den unterschiedlichen Verlauf, konnten die Forscher dazu erstaunliche Beobachtungen machen. Deswegen schlägt das Experten-Team vor, auf Dauer andere Diabetes-Typen einzuführen. Außerdem bietet die neue Einteilung der Diabetes-Typen die Möglichkeit Therapie individuell anzupassen. Die schwedische Studie ANDIS wurde veröffentlicht in The Lancet Diabetes & Endocrinology”, die Veröffentlichung der Lund University finden Sie hier.
Für die Forscher scheint klar, dass sich durch sechs verschiedene Parameter die neuen Diabetes-Typen identifizieren lassen. Im Folgenden sind das:
Die letzten vier Parameter können ausschließlich im Rahmen einer Laboruntersuchung des Blutes ermittelt werden, helfen aber entscheidend den neuen Blick auf die Diabetes-Typen zu definieren.
In der neuen Klassifizierung unterscheiden die schwedischen Forscher in zwei Gruppen. In der einen Gruppe befinden sich drei Diabetes-Typen mit einer schweren Verlaufsform, in der anderen befinden sich zwei mit einem milderen Verlauf. Auch wenn diese Diabetes-Typen noch nicht allgemeingültig definiert sind, lassen sich erste Schlüsse auf die eigene Erkrankungsform ziehen.
SAID
severe autoimmune diabetes = schwerer Autoimmun-Diabetes, 6 – 15% der Diabetiker
Relativ früher Erkrankungszeitpunkt bei eher jüngeren Menschen und verbunden mit extrem hohen HbA1c-Werten. Die Insulinproduktion ist meist im frühen Stadium extrem gestört. Nachweisbar ist dieser Diabetes-Typ erst und hauptsächlich durch das Vorhandensein der GADA-Antikörper.
SIDD
severe insulin-defficient diabetes = schwerer Insulinmangel-Diabetes, 9 – 20% der Diabetiker
Betroffen sind Menschen mit einem hohen HbA1c-Wert, bereits reduzierter Insulinausschüttung (HOMA 2B) und moderater Insulinresistenz (HOMA2 IR). In dieser Gruppe ist außerdem das Auftreten der diabetischen Netzhauterkrankung (Retinopathie) am höchsten.
SIRD
severe insulin-resistent diabetes = schwerer Insulinresistenz-Diabetes, 11 – 17% der Diabetiker
Meist betroffen sind Menschen mit Adipositas (BMI >30) und eine schwere Insulinresistenz (HOMA2 IR). Diese Gruppe erkrankte im weiteren Verlauf deswegen mit der höchsten Wahrscheinlichkeit an Nierenschäden oder Herz-Kreislauferkrankungen. Der Vorteil totz schwerem möglichem Verlauf ist, dass in dieser Gruppe durch Gewichtsabnahme und Sport am besten vor Folgeerkrankungen geschützt werden kann.
MOD
mild obesity-related diabetes = milder “adipöser” Diabetes, 18 – 23% der Diabetiker
Oft betroffen sind Menschen mit Adipositas (BMI >30) bei relativ frühem Erkrankungszeitpunkt. So lange die Insulinausschüttung ausreichend und die Insulinresistenz moderat ist, lassen sich in diesen Fällen mit Abnehmen, Bewegung und Medikamenten mit hoher Wahrscheinlichkeit schwere Folgen vermeiden.
MARD
mild age-related diabetes = milder Altersdiabetes, 39 – 47% der Diabetiker
Oft betroffen sind Menschen, die erst im relativ hohen Lebensalter erkranken.
Die Diabetes-Typen mit der milden Verlaufsform überwiegen mit einem Anteil von 60 bis 70% der Fälle. Nur bei ca. 10% führt der Verlauf zu einer relativ sicheren Notwendigkeit der Insulingabe, nämlich im ersten Fall, dem SAID.
In 20 bis ca. 35% der Diagnosen kann durch Abnehmen, zusätzlicher Bewegung und übergangsweiser Medikamentengabe eine ganze Menge erreicht werden. Dies kann sogar zu einer vollständigen Umkehr der Therapie führen. Wie Sie das Ganze in Ihrem Alltag angehen können, erfahren Sie in unserem Ratgeber “Diabetes meistern”.
Außerdem zeigt die Studie auf, dass sich durch eine regelmäßige und konsequente Vorsorge eine ganze Menge erreichen lässt. Achten Sie darauf, einzelne Zeichen rechtzeitig wahrzunehmen und zeitnah zu handeln. Im Zweifel suchen Sie lieber einen Arzt auf, bevor Sie ernsthafte Symptome ignorieren.