2. Oktober 2015 in Diabetes, Herz & Kreislauf, Internet News
In den letzten Wochen wurde eine Vielzahl unterschiedlichster Meldungen zu innovativen Ansätzen einer zukünftigen Diabetes-Therapie veröffentlicht. Für viele betroffene Diabetiker birgt das Hoffnung und bietet vielleicht die Aussicht auf ein geringeres Risiko für Folgeerkrankungen. Keiner dieser Ansätze wird den Diabetes heilen, aber fast alle Ansätze könnten dabei helfen ein Leben mit mehr Sicherheit und weniger Einschränkungen zu führen.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung berichtet in einer Pressemitteilung v. 28.09.15, dass es Wissenschaftlern der Universität Würzburg gelungen ist, Stammzellen aus Bauchspeicheldrüsen zu gewinnen und unter Laborbedingungen zu vermehren. Im weiteren Verlauf der Forschung sollen im Rahmen der Diabetes-Therapie die Stammzellen auf den Diabetiker übertragen und zu einer erneuten Insulinproduktion verwendet werden. Bereits Anfang September wurde von einem Fall in den USA berichtet, bei dem im Rahmen einer Diabetes-Therapie diese Stammzellen auf einen Patienten übertragen wurden und erste Erfolge erzielt werden konnten.
Bis diese Verfahren für insulinpflichtige Diabetiker eine ernsthafte Option in der Diabetes-Therapie darstellen, dürften noch einige Jahr an Forschungsarbeit zu investieren sein. Die natürliche Abstoßung der Stammzellen stellt sicherlich eine medizinische Herausforderung dar und des Weiteren bleibt auch die Frage zu diskutieren, ob die Anzahl der Spenderorgane zur Produktion der Stammzellen ausreicht, um diese neuartige Diabetes-Therapie flächendeckend zu ermöglichen.
Die künstliche Bauchspeicheldrüse ist keine Fiktion, sondern eine Kombination aus heute bereits verfügbarer technischer Unterstützung. Der "Artificial Pankreas at Home" (AP@home) besteht aus einem System, das die Blutzuckerwerte kontinuierlich misst (CGM-System) und einer Insulinpumpe. In der Kontrollgruppe konnte im Rahmen der Diabetes-Therapie ein 11 mg/dl geringerer Durchschnittswert des Blutzuckerspiegels, bei gleichzeitig geringerer Anzahl von Unterzuckerungen, erreicht werden. Die Patienten befanden sich außerdem 11% länger im Zielbereich.
Die Medizinische Universität Graz hat diese kleine Studie mit 33 Typ 1-Diabetikern veröffentlicht, die mit diesem System ausgerüstet wurden. Da die Diskussion zur Kostenübernahme bei den CGM- und auch den FGM-Systemem mehr als bekannt ist, hoffen wir natürlich, dass sich hier die Gesetzgebung im Sinne der Menschen zu Gunsten einer verbesserten Diabetes-Therapie entscheidet. Die nächsten Entscheidungen des G-BA, des Gesetzgebers und der Rechtsprechung im Sozialgesetzbereich bleiben abzuwarten.
Die Pressemeldung der DDG (Deutsche Diabetes Gesellschaft e.V.) spricht von einem Durchbruch in der Therapie. „Empagliflozin ist nach Metformin erst das zweite Diabetesmittel, für das eine Überlegenheit bezüglich kardiovaskulärer Endpunkte belegt werden konnte“, sagt Professor Dr. med. Jochen Seufert, Leiter der Abteilung Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Freiburg und Vorsitzender des Ausschusses Versorgungsforschung und Register der DDG.
Im Rahmen des amerikanischen Zulassungsverfahrens für Arzneimittel ist zu prüfen, ob Medikamente in Bezug auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen sicher sind. Eine dieser Studien wurde jetzt auf der Jahrestagung der European Association for the Study of Diabetes (EASD) in Stockholm vorgestellt. Der Wirkstoff Empagliflozin senkt die relative Rate für den Herz-Kreislauf-Tod um 38 Prozent und die Gesamtsterblichkeit um 32 Prozent, bezogen auf Patienten mit Typ-2-Diabetes und bereits bestehender kardiovaskulärer Erkrankung.
Empagliflozin hat aus mehreren Blickwinkeln günstige Nebeneffekte, da sich Blutdruck, Harnsäure, Gewicht und Bauchumfang im Rahmen der Diabetes-Therapie reduzieren lassen. Es wird sich nun im Preisverhandlungsverfahren zeigen, ob das Arzneimittel auch in Deutschland auf Rezept erhältlich sein wird.