15. Mai 2025 in Diabetes, Internet News
Wocheninsuline sind seit dem Herbst 2024 in Deutschland zur Verordnung für Diabetiker zugelassen. Seit diesem Zeitpunkt können Ärzte sie in der Therapie verwenden. Für wen diese wesentlich einfachere Art der Insulingabe nutzbar und ratsam ist, darüber schreiben wir in diesem Artikel.
Außerdem berichten wir hier, wie die Wocheninsuline auf den Blutzucker wirken und warum sie für Typ 2 Diabetiker so viel besser geeignet sind.
Mit der Einführung sogenannter Wocheninsuline beginnt ein neuer Abschnitt in der Behandlung des Diabetes. Diese besonders lang wirksamen Insulinanaloga müssen nur einmal wöchentlich injiziert werden. Dies ist ein bedeutender Fortschritt gegenüber der täglichen Gabe herkömmlicher Basalinsuline. Im Mai dieses Jahres wurde mit Icodec erstmals ein solches Insulin europaweit für Erwachsene mit Diabetes zugelassen. Seit September ist es auch in deutschen Apotheken erhältlich. Ein weiteres Präparat, Efsitora Alfa, befindet sich bereits in der Pipeline und könnte voraussichtlich in 2025 folgen.
Damit Insulin nur einmal pro Woche gespritzt werden muss, wurde seine Struktur gezielt verändert. Beim Wirkstoff Icodec sorgt eine besonders langsame Abbaugeschwindigkeit im Körper dafür, dass es über viele Tage wirksam bleibt. Ein weiterer Clou: Icodec bindet im Blut an das Eiweiß Albumin und bildet dort eine Art Wirkstoff-Depot, das das Insulin schrittweise freisetzt. Auch das Wocheninsulin Efsitora Alfa nutzt einen anderen Mechanismus für seine Langzeitwirkung: Aufgrund seiner molekularen Größe wird es nur langsam aus dem Unterhautfettgewebe ins Blut aufgenommen, was ebenfalls für eine verzögerte, gleichmäßige Insulinfreisetzung sorgt.
Der Gedanke an tägliche Insulinspritzen kann für viele Menschen mit Typ-2-Diabetes eine Hürde darstellen, nicht selten wird die Einleitung der Insulintherapie deshalb über Jahre hinausgezögert. In der Zwischenzeit bleiben die Blutzuckerwerte dauerhaft erhöht, was das Risiko für Folgeerkrankungen deutlich steigen lässt. Und selbst wenn mit der Insulinbehandlung begonnen wird, mangelt es oft an Regelmäßigkeit, was eine stabile Blutzuckereinstellung erschwert.
Wocheninsuline setzen genau hier an: Durch die Möglichkeit, Insulin nur einmal pro Woche zu verabreichen, sinkt die Hemmschwelle für den Einstieg in die Therapie erheblich. Gleichzeitig erhöht sich die Chance, dass Betroffene ihre Behandlung verlässlich und konsequent durchführen. Das Ergebnis sind nicht nur verbesserte Blutzuckerwerte, sondern häufig auch eine spürbare Steigerung der Lebensqualität.
Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes liegt meist eine verminderte Empfindlichkeit der Körperzellen gegenüber Insulin vor – man spricht von einer Insulinresistenz. In der Anfangsphase produziert die Bauchspeicheldrüse in der Regel noch ausreichend Insulin, allerdings kann es seine Wirkung nicht mehr optimal entfalten. Zu Beginn der Behandlung stehen daher nicht sofort Medikamente im Vordergrund, sondern Veränderungen im Lebensstil – etwa durch gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung.
Wenn diese Maßnahmen allein nicht ausreichen, kommen verschiedene blutzuckersenkende Medikamente zum Einsatz. Metformin häufig zu Beginn der Therapie, bis hin zu modernen Wirkstoffen wie GLP-1-Rezeptoragonisten (z. B. Semaglutid). Diese werden ebenfalls wöchentlich injiziert. Erst wenn trotz dieser Therapien der Blutzuckerspiegel nicht ausreichend gesenkt werden kann, wird eine Insulintherapie in Erwägung gezogen. In vielen Fällen reicht es zunächst aus, ein lang wirkendes Insulin einmal täglich zu verabreichen. In der Regel als Ergänzung zu den bestehenden Medikamenten.
Bild von Christel Oerum auf Pixabay