21. Oktober 2021 in Gesundheit, Internet News
Was sich 2021 in der Pflege geändert hat
Seit der Covid-19 Pandemie sind Fachkräftemangel und Arbeitsbedingungen in der Pflege näher ins Sichtfeld der Öffentlichkeit gerückt. Schlechte Arbeitsbedingungen, zu geringe Bezahlung und viele Überstunden. Um neue Fachkräfte zu gewinnen und alte zu halten will die Politik handeln, aber wie genau sieht das aus? In diesem Artikel informieren wir darüber
- was sich gesetzlich 2020 und 2021 in der Pflege geändert hat
- welche Tatsachen und Auswirkungen sich durch die Corona Pandemie ergeben haben
- was sich auch in der Zukunft in der Pflege noch ändern könnte oder muss
Pflege und Pflegekräfte – so wichtig und doch lange in Vergessenheit
Die Pflege für pflegebedürftige und alte Menschen ist eine unglaublich wichtige Angelegenheit. Dessen dürften sich wohl alle Bürgerinnen und Bürger in Deutschland einig sein. Dennoch hatte man oft den Eindruck, dass die Politik diese so wichtige Tätigkeit als „billig“ und selbstverständlich betrachtet hatte. Und sogar darüber hinweggesehen wurde, dass es einen immer größeren Pflegenotstand gegeben hat. Immer mehr Mitarbeiter waren, bereits vor der Pandemie, dazu gezwungen immer mehr Überstunden zu leisten. Viele kamen dabei ans Ende ihrer Kräfte und brannten regelrecht aus. Und das bei zumeist auch noch viel zu schlechter Bezahlung.
Die Änderung mit dem Pflegegesetz 2020 und 2021
Der Gesetzgeber hat das Pflegegesetz reformiert und diesbezüglich sind erste und einschneidende Veränderungen vorgenommen worden. Hierüber wollen wir nachfolgend auszugsweise und kurz eingehen. Einige der wesentlichen Änderungen:
- bisher waren die Berufe aus dem Altenpflege- und dem Krankenpflegegesetz unterschiedlich definiert und geregelt. Das hat sich jetzt geändert, nun gibt es ein einheitliches sogenanntes Pflegeberufegesetz.
- Die neue generalistische Pflegeausbildung wird mittels der EU-Richtlinie über die Anerkennung von Berufsqualifikationen automatisch in anderen Mitgliedsstaaten der EU anerkannt.
- Zwei Jahre lang bekommen alle Auszubildenden die gleiche Ausbildung in Form einer gemeinsamen Ausrichtung der Ausbildung. Im dritten Jahr kann ein Auszubildender zwischen verschiedenen Schwerpunkten wählen, die dann auch die abschließende Berufsbezeichnung bewirken.
- Im Jahr 2025 überprüft die Regierung, ob es nach wie vor Bedarf an den gesondert bezeichneten Abschlüssen des Berufs gibt.
- Nach zwei Dritteln der Ausbildung muss nun zwingend eine Zwischenprüfung stattfinden. Hierbei kann, neben der Überprüfung der fachlichen Kompetenzen auch schon eine Helferausbildung in diesen Bereichen erworben werden. Wer die Zwischenprüfung nicht besteht, darf dennoch weiter seine Ausbildung fortführen.
- Es wurden sogenannte vorbehaltliche Tätigkeiten nach § 4 eingeführt. Sprich, bestimmte Tätigkeiten darf nur noch von entsprechend ausgebildetes und qualifiziertes Personal durchführen.
- In Ergänzung zur Ausbildung kann nun auch ein Pflegestudium angestrebt werden. Dies ermöglicht den Schülern nachhaltig und langfristig noch bessere berufliche Aufstiegschancen.
- Das bisher teilweise fällig gewordene Schuldgeld ist verboten worden. Den Auszubildenden steht eine angemessene Ausbildungsvergütung Kraft des Gesetzes zu.
- Wer als Arbeitsloser eine Umschulung in der Pflege macht, bekommt die Kosten hierfür für die Dauer von drei Jahren in vollem Umfang übernommen. Weitere belastende Kosten dürfen für die Umschüler nicht mehr anfallen.
Corona und die möglichen Auswirkungen in der Zukunft auf die Pflege
Die weltweite Corona Pandemie ging mit ihren Auswirkungen mutmaßlich auch an keinem der Leserinnen und Leser spurlos vorbei. Und so natürlich auch nicht bei den Mitarbeitern in der Pflege. Diese waren schon vor der Pandemie ständig unterbesetzt und überlastet und kamen oft an ihr Limit. Und es hilft ihnen nicht viel, wenn sie dann im Rahmen der Pandemie einmalig mit einem kleinen Pflegebonus sozusagen abgespeist werden. Verschiedene Medien haben hierüber ausführlich berichtet und tun es weiter.
Fakt ist, es muss sich im Kern auch weiterhin etwa verändern, damit die Pflege solide durchgeführt werden kann. Es war sicherlich ein guter und längst überfälliger Ansatz, dass das Pflegegesetz verändert und die Ausbildung vereinheitlicht worden ist. Doch damit kann noch nicht Schluss sein. Die Corona Pandemie hat erneut gezeigt, dass:
- nach wie vor sehr viele Pflegekräfte fehlen
- es nach wie vor zu unsagbar vielen Überstunden kommt, um den Betrieb überhaupt irgendwie am Laufen zu halten
- die Bezahlung für die dargebotene Leistung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach wie vor im Durchschnitt in unserem Land viel zu schlecht ist
Die Pflege muss weiter refomriert werden
Das bedeutet die Politik ist verpflichtet weiter zu handeln. Die Rahmenbedingungen und Arbeitsbedingungen müssen noch verbessert werden. Es muss Schluss sein mit Überstunden, die sowohl Patienten, Bewohnern und Mitarbeitern belasten. Es müssen genügend solide ausgebildete und qualifizierte Mitarbeiter zur Verfügung stehen, die für eine Reduzierung der Überstunden sorgen, damit Fachkräfte zu genügend Erholungsphasen kommen und auch noch ein privates Leben erfahren dürfen.
Davon profitieren nachhaltig dann auch die kranken oder alten Menschen. Ebenso muss wieder genügend Zeit vorhanden sein, um auch mal ein Gespräch mit einem Bewohner zu führen. Fließbandarbeit darf es in einer Fabrik am Band geben, aber bitte nicht mehr in Pflegeeinrichtungen, wo es um Menschen und deren Gesundheit geht. Und natürlich muss der Mindestlohn noch bedeutend nach oben korrigiert werden. Nur so kommen wir aus dieser Misere heraus. Und auch nur so werden wir davon im Falle einer neuen Pandemie auch dafür gut genug vorbereitet sein. Denn dieses Mal war es Deutschland nicht.
Ein Gutes hatte die Pandemie allerdings, falls man es so bezeichnen darf. Es hat zumindest im Ansatz den Politikern und der Öffentlichkeit ein Stück weit vor Augen geführt, wie desaströs die Bedingungen in der Pflege und der Notstand bei den fehlenden Mitarbeitern in diesem Bereich tatsächlich ist. Und, dass eben noch sehr viel weiterer Handlungsbedarf besteht. Uns bleibt nur allen zu hoffen, dass die Verantwortlichen nun tatsächlich wach genug sind und es auch bleiben und nach den ersten positiven Veränderungen in diesem Jahr auch in Zukunft die Situation, im Interesse aller, noch weiter verbessern.
Foto: agree-g60c320a2c_640.jpg / Shutterbug75 / pixabay
