Stammzellen

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Stammzellen: Forschungsperspektiven & Therapiemöglichkeiten

Die Therapie mit Stammzellen wird bereits seit Jahren erfolgreich zur Behandlung bösartiger Erkrankungen des Knochenmarks und des Blutbilds eingesetzt. Laut Forschung sollen die Alleskönner unter den Zellen zukünftig sogar funktionsgestörte Gewebe ersetzen und Autoimmunerkrankungen heilen können – doch welche Therapiemöglichkeiten gibt es tatsächlich? Und welche Perspektiven bietet die Stammzellenforschung?

 

Stammzellen: Hoffnungsträger der Regenerativen Medizin

Da die Stammzelle als eine Art "Ursprungszelle" den Bauplan des gesamten Lebewesens enthält, können die sog. "embryonalen Stammzellen", die wenige Tage nach der In-vitro-Fertilisation aus dem Embryo gewonnen werden, unter Laborbedingungen theoretisch zu jedem der insgesamt 200 Zelltypen des menschlichen Organismus weiterentwickelt werden. Aus diesem Grund ist die (embryonale) Stammzellenforschung die große Hoffnung der Regenerativen Medizin, welche auf die Ersetzung bzw. die Wiederherstellung funktionsgestörten Gewebes spezialisiert ist. Da die Arbeit mit embryonalen Stammzellen jedoch Risiken (u.a. unkontrolliertes Wachstum bzw. Tumorbildung) birgt, die noch nicht vollständig erforscht sind, und außerdem ethisch umstritten ist, konzentriert sich die Forschung derzeit vor allem auf die Transplantation von neonatalen Stammzellen, die unmittelbar nach der Geburt aus dem Blut der Nabelschnur gewonnen werden.

Neonatale Stammzellen stellen einen Kompromiss zwischen embryonalen und adulten Stammzellen (Stammzellen von Erwachsenen) dar, da sie zwar nicht mehr unbegrenzt zu unterschiedlichen Zelltypen differenziert werden können, jedoch trotzdem ein hohes Entwicklungspotenzial besitzen und ein sehr geringes Risiko für Schädigungen durch Umwelteinflüsse oder genetische Defekte aufweisen. Weitere Vorteile neonataler Stammzellen sind:

 

Stammzelltherapie: gegenwärtige Therapiemöglichkeiten

Gegenwärtig zeigt der Einsatz von körpereigenen Stammzellen sehr gute Erfolge bei der Behandlung von kindlichen Hirntraumata sowie Leukämie und Lymphdrüsenkrebs bei Kindern. In der Regenerativen Medizin wird die Stammzellentransplantation eingesetzt, um zerstörtes Gewebe (z.B. nach großflächigen Verbrennungen) zu ersetzen. Ein relativ neues, aber durchaus Erfolg versprechendes Anwendungsgebiet der Stammzelltherapie ist die Stärkung des Gewebes nach einem Herzinfarkt (koronare Herzkrankheit): Hier wird eine umfassende Analyse und Anpassung der Lebens- und Ernährungsgewohnheiten in Kombination mit einer Stammzelltherapie angewandt, um das Gewebe um den Herzmuskel herum zu stärken, wodurch das Risiko eines erneuten Infarktes herabgesetzt wird. Die Therapie besteht darin, aufgereinigte körpereigene Stammzellen direkt in das Herz zu injizieren, wodurch die im Herz befindlichen Zellen gleichsam "aufgefrischt" werden.

Seit 2015 ist es außerdem möglich, mittels Stammzellen aus dem Auge der altersbedingten Makuladegeneration entgegenzuwirken und Eintrübungen zu beseitigen bzw. die Hornhaut des Auges vollständig zu erneuern.

 

Stammzellenforschung: Forschungsperspektiven

Obgleich das Potenzial der Stammzellenforschung laut Experten theoretisch unbegrenzt ist, bleiben konkrete Ergebnisse derzeit hinter den Erwartungen zurück. So erhofft sich die Forschung beispielsweise schon seit einigen Jahren einen Durchbruch bei der Heilung verschiedener Krankheiten. So zum Beispiel bei Autoimmunerkrankungen wie Morbus Lupus, Diabetes mellitus Typ 1, Morbus Parkinson, Multipler Sklerose und Lymphdrüsenkrebs bzw. Leukämie bei Erwachsenen.

In der Diabetes-Forschung ruht die Hoffnung auf den embryonalen Stammzellen, da diese sich zu Zellen ausdifferenzieren lassen, die Insulin produzieren. In einem Versuch aus 2014 wurde erstmals eine Kapsel unter die Haut eines Diabetes-Patienten verpflanzt. Diese enthielten Vorläuferzellen der sog. "Betazellen", die in der Bauchspeichdrüse für die Produktion des lebenswichtigen Botenstoffs sorgen. Obgleich Langzeitergebnisse noch ausstehen, sind weitere Versuchsreihen zur Heilung von Typ-1-Diabetes mittels Stammzellentherapie geplant.

Eine weitere erfolgversprechende Forschungsperspektive ist der Einsatz von embryonalen Stammzellen im Kampf gegen Gefäßerkrankungen wie Arteriosklerose oder Thrombosen. Gefäßerkrankungen entstehen nach Expertenmeinung durch eine Verletzung oder Beschädigung der sog. Endothelzellen, welche das Innere der Blutgefäße auskleiden und für deren Spannungszustand verantwortlich sind. Die Idee der Stammzellenforschung besteht darin, embryonale Zellen zu Vorläufern jener Endothelzellen zu differenzieren und diese in das geschwächte Gewebe zu injizieren.

Auf diese Weise könnten in einigen Jahren beispielsweise Amputationen oder auch Herzinfarkte verhindert werden, wenn Menschen mit entsprechender Vorbelastung mit jenen Vorläuferzellen behandelt würden. Auch diese Versuche befinden sich allerdings noch nicht in der klinischen Phase und es dürfte Jahre dauern, bis entsprechende Therapiemaßnahmen offiziell zugelassen werden.

 

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Bildquelle: © PublicDomainPictures – pixabay.com

Bild von Alex Gmelin




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