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Tresiba ® führt zu Interessenskonflikt

Das Basalinsulin degludec wurde knapp zwölf Monate unter dem Namen Tresiba ® von Novo Nordisk in Deutschland vermarktet. Durch das sehr flache Wirkprofil und eine sehr lange Wirkdauer liegen die Vorteile eigentlich auf der Hand: Bei einer ausschließlichen Therapie mit Basalinsulinen könnten Patienten Pennadeln, Lanzetten und Blutzuckerteststreifen einsparen, gleichzeitig verringert sich das potenzielle Risiko einer Unterzuckerung (Hypoglykämie). Darüber hinaus profitiert die Effizienz in Pflegeeinrichtungen und bei Pflegediensten, weil zweite Besuche am Abend durch die bis zu 25-stündige Wirkdauer entfallen könnten. Doch nun geht das neu entwickelte Insulin Ende September vom deutschen Markt und viele fragen sich, wie es dazu kommen konnte.

In nur 10 Monaten wurden fast 40.000 Diabetiker in Deutschland auf Tresiba ® umgestellt, die jetzt wieder auf andere Insuline umsteigen müssen. An diesem Beispiel zeigen sich die Interessenkonflikte im deutschen Gesundheitswesen mehr als deutlich.

Vor Einführung eines neuen Medikamentes in Deutschland sind einige sinnvolle Hürden zu nehmen, nachdem in klinischen Studien die Unbedenklichkeit und die Wirksamkeit für den Menschen nachgewiesen wurde:

  1. Nachweis eines Zusatznutzens im Vergleich zu bereits eingeführten Medikamenten durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA)
  2. Durchführung von Preisverhandlungen mit dem Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV-Spitzenverband)
  3. Abschluss von Rabatt- oder Arzneimittellieferverträgen

Damit soll verhindert werden, dass für Arzneimittel ohne erkennbaren Zusatznutzen überteuerte Preise an die Krankenkassen abgerechnet werden, an denen nur die Pharmaunternehmen zu Lasten des Gemeinwohls oder der Versichertengemeinschaft profitieren würden.

Der G-BA hat dem neuen Basalinsulin Tresiba ® einen Zusatznuten abgesprochen. Eine vergleichbare Wirkung ließe sich auch mit anderen Insulinen erzielen, diese müssten eben engmaschiger (also häufiger, Anm. der Reaktion) verabreicht werden. Das wäre ungefähr so, als ob man einem Auto den Mehrwert absprechen würde, weil man eine Strecke von fünfzig Kilometern auch mit dem Fahrrad fahren kann.

Novo Nordisk hat über Jahre eine neues Medikament entwickelt und dazu erhebliche Investitionen geleistet. Natürlich versucht das Unternehmen über einen adäquaten Verkaufspreis diese Investitionen zu refinanzieren. Der Verkaufspreis für Tresiba ® wurde auf Grund möglicher Einsparungen in anderen Bereichen der Therapie deutlich höher als bei vergleichbaren Insulinanaloga angesetzt. Im Gegenzug dazu hatte NovoNordisk den Listenpreis gesenkt und zusätzliche Rabatte offeriert. Allerdings würde man sich bei den Preisgestaltungen, neben den Blick auf den Deckungsbeitrag, auch ein Mehr an sozialer Verantwortung und moralisch-ethischen Charakterzügen wünschen.

Der GKV-Spitzenverband, als preisliches Regulativ der halbstaatlich organisierten gesetzlichen Krankenversicherungen, hat die von Novo Nordisk für Tresiba ® gebildeten Preise abgelehnt. Grundlage dieser Haltung war der nicht durch den G-BA attestierte Zusatznutzen. Deswegen die Forderung des GKV-Spitzenverbandes an den Hersteller das neue Medikament, anders als in fast allen anderen EU-Ländern, zum Preis von Humaninsulinen und nicht zu den Preisen der moderneren Insulinanaloga abzurechnen. Um bei dem Beispiel von oben zu bleiben wäre das so, als ob man den Komfort des Autofahrens nutzen möchte, dazu aber nur bereit wäre einen Kaufpreis in Höhe eines hochwertigen Fahrrads zu investieren.

Diese Konstellation und die Positionen ergeben sich aus der Tatsache, dass der GKV-Spitzenverband die Kosten für die Medikamente im Rahmen halten will, aber z.B. die Kostenerleichterung im Bereich der Pflege oder beim Verbrauch von Hilfsmitteln (sofern diese tatsächlich realisiert werden können) bei anderen Kostenträgern oder in anderen Budgets stattfindet. Damit wird an diesem Beispiel sichtbar, dass wir zwar ein vorbildliches Gesundheitssystem besitzen und viele Risiken aktiv reguliert ausschließen können. Am Ende führt aber eine uneinsichtige Besitzstandswahrung nicht zur volkswirtschaftlich effizientesten, auch nicht zur besten, sondern zu einer für die Krankenkassen am kostengünstigsten Versorgung für unsere Gesundheit. Leider oft zu Lasten von Patienten, die in den Genuss der Vorteile des neuen Medikaments gekommen sind.

Bei allen Fragen zur Umstellung auf alternative Insuline zu Tresiba ® sollten Sie schnellstmöglich Ihren Diabetologen ansprechen, sich aktuell auf novonordisk.de zu Tresiba ®-Alternativen informieren oder die von Novo Nordisk angebotene kostenlose Hotline unter der 0800/1115728 nutzen.

Bild von Alex Gmelin




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