Volkskrankheit Bluthochdruck

Bluthochdruck

Blutdruck (auch Gefäßdruck) ist die Kraft pro Fläche zwischen Blut und Blutgefäßen, ähnlich wie der Wasserdruck in einem Schlauch.

Der Blutdruck ist nicht ständig gleich, sondern verändert sich während des Tages. Er reagiert u.a. auf Belastungen und den Tagesverlauf. Während der Schlafphase ist der Blutdruck sehr niedrig. Zum Aufwachen erhöht der Körper den Blutdruck, um eine normale Aktivität zu ermöglichen. Bei Aufregung und körperlicher Belastung steigt der Blutdruck und das Herz schlägt schneller. Im Liegen sinkt er ab und muss für das Sitzen oder Stehen wieder nach oben getrieben werden. Es ist also völlig normal, dass sich der Blutdruck erhöht. Allerdings ist Bluthochdruck als Dauerzustand krankhaft.

Das Herz arbeitet in einem Zyklus der Anspannung und Entspannung, um das Blut durch den Körper zu pumpen.

Systole ist der Zustand, in dem sich der Herzmuskel zusammenzieht, wodurch sauerstoffreiches Blut in die Arterien und sauerstoffarmes Blut zur Lunge transportiert wird.
Systole-Diastole
Diastole bezeichnet den erschlafften Herzmuskel. In dieser Phase kommt es zum Ansaugen von Blut, mit dem sich die Herzkammern füllen. Die Systole und die Diastole sind grundlegend für die Messung des Blutdruckes.

Bluthochdruck, auch „arterielle Hypertonie“ genannt, besteht dann, wenn an unterschiedlichen Tagen der systolische Wert über 140 mmHg und der diastolische Wert über 90 mmHg liegt.

Blutdruck

Formen von Bluthochdruck

Bei Bluthochdruck wird grundlegend zwischen primärer und sekundärer Hypertonie unterschieden.

Bluthochdruck, der ohne offensichtlichen Grund auftritt, wird als primäre Hypertonie bezeichnet. Dieser kommt am häufigsten vor. Stress, Übergewicht, mangelnde Bewegung und unausgewogene Ernährung erhöhen, ebenso wie erbliche Veranlagung und zunehmendes Alter, die Gefahr, an Bluthochdruck zu erkranken.

Bluthochdruck als Folge einer anderer Erkrankung (sekundäre Hypertonie) ist seltener als primäre Hypertonie und wird meist durch Erkrankungen an der Niere, dem Hormonsystem oder den Blutgefäßen ausgelöst.

Dauerhafter Bluthochdruck

Von dauerhaftem Bluthochdruck ist die Rede, wenn ein systolischer Wert über 140 mmHg und ein diastolischer Wert über 90 mmHg bei mehrfacher und zeitversetzter Messung des Blutdruckes beim Arzt und zu Hause gemessen werden. Überschreitet nur jeweils einer der beiden Werte den Grenzwert, kann ein systolischer bzw. diastolischer Bluthochdruck vorliegen. Dies betrifft insbesondere jüngere Menschen. Die Wahrscheinlichkeit an einem Herzinfarkt oder Schlaganfall zu sterben ist erhöht. Lesen Sie [link id="3290" text="hier"] über mögliche Ursachen von Bluthochdruck.

Vorübergehender Bluthochdruck

Trotz mehrfach erhöhter Messwerte kann es sein, dass kein dauerhafter Bluthochdruck vorliegt. Die Messung des Blutdrucks über 24 Stunden mit einem speziellen Blutdruckmessgerät bringt hier Klarheit. Gründe für vorübergehenden Bluthochdruck kann die Aufregung bei der vom Arzt durchgeführten Messung sein, körperliche Belastung in Ausnahmesituationen, starkem Stress oder Erkrankungen an z. B. Schilddrüse, Herz, Gehirn oder Hormonsystem.

Eine Klärung der Situation sollte unbedingt angestrebt werden, da es sonst zur unnötigen Einnahme von Medikamenten kommen kann. Lesen Sie [link id="3290" text="hier"] über mögliche Ursachen von Bluthochdruck.

Praxis-Hypertonie

Die Angst vor Bluthochdruck und die damit verbundene Aufregung bei der Messung in der Arztpraxis kann den Blutdruck höher erscheinen lassen als er in Wirklichkeit ist. Dieses Phänomen wird auch als „Weißkittel-Hypertonie“ bezeichnet. Abhilfe kann eine 24h-Messung schaffen. Diese gibt einen guten Überblick darüber, wie sich der Blutdruck im Tagesverlauf verhält und ob wirklich Bluthochdruck vorliegt.

Umgekehrt kommt es vor, dass Patienten nur beim Arzt einen normalen Blutdruck haben, da sie hier nicht dem stressigen Alltag ausgesetzt sind (Praxis-Normotonie). Auch hier kann eine 24h-Lanzeitmessung Gewissheit verschaffen.

Belastungshypertonie

Diese Art des Bluthochdrucks tritt unter körperlicher Belastung auf und bewegt sich ansonsten im normalen Bereich. Bei Belastung steigt der systolische Wert auf über 200 mmHg an. Die Belastungshypertonie gilt teils als Vorbote für eine richtige Bluthochdruckerkrankung und erhöht das Risiko für Schlaganfälle, Herzinfarkt und sonstige Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Behandlung von Belastungshypertonie erfolgt in der Regel mit Betablockern. Lesen Sie [link id="3290" text="hier"] über mögliche Ursachen von Bluthochdruck.

Nierengewebe-Hypertonie

Erkrankungen der Niere (Nephropathien) verhindern deren reibungsloses Arbeiten und führen oftmals zu einem sekundären Bluthochdruck. Die Untersuchung von Laborwerten, eine 24h-Messung und die Untersuchung der Niere mit Ultraschall kann Klarheit schaffen.

Nierenarterien-Hypertonie

Ablagerungen in den Arterien, welche die Niere mit Blut versorgen, können die Versorgung beeinträchtigen und zu einem Verschluss führen. Hierdurch kommt es zur Nierenarterienstenose. Durch diese verschlossenen Nierenarterien kann das Blut nicht mehr ungehindert fließen und der Blutdruck erhöht sich. Die Behandlung erfolgt mittels blutdrucksenkenden Medikamenten oder einem Gefäßeingriff.

Starke Raucher im fortgeschrittenen Alter haben ein erhöhtes Risiko. Aber auch eine angeborene Missbildung der Nierenarterie kann im mittleren Alter zu einer Nierenarterien-Hypertonie führen.

Drüsen-Hypertonie

Drüsen bilden für den Körper wichtige Substanzen und geben diese z. B. als Hormon ab. Eine Fehlfunktion, wie die Überproduktion von Hormonen oder eine Über- bzw. Unterfunktion kann zu Bluthochdruck führen. Am bekanntesten sind die Störungen der Nebenniere, der Schilddrüse und der Nebenschilddrüse, aber auch gutartige Tumore können eine Rolle spielen.

Die Feststellung einer Drüsen-Hypertonie erfolgt u.a. durch die Analyse von Körperwerten im Labor, Ultraschall, Computertomographie (CT) und Kernspintomographie (MRT). CT und MRT ermöglichen, im Gegensatz zu Ultraschall, eine bessere bildliche Diagnose krankhafter Veränderungen von Gewebe und Organen. Der Patient wird dabei in das Messgerät hineingeschoben, weswegen dieses umgangssprachlich als „die Röhre“ bezeichnet wird. Die Behandlung der Drüsen-Hypertonie ist abhängig von der Grunderkrankung und wird dementsprechend medikamentös oder operativ angegangen.

Arzneimittel-Hypertonie

Die Einnahme von Arzneimitteln kann zu einer Erhöhung des Blutdruckes führen. Bitte beachten Sie die Beipackzettel und halten Sie im Zweifel immer Rücksprache mit ihrem Arzt.

Die bekanntesten Arzneimittel, die zu Bluthochdruck führen können, sind u.a.

Sonstige sekundäre Hypertonien

Schnarchen, Atemstillstände (Apnoe) und dauernde Müdigkeit können Anzeichen für das obstruktive Schlaf-Apnoe-Syndrom (OSAS) sein. Eine ärztliche Untersuchung sollte durchgeführt werden, da häufig ein erhöhter Blutdruck vorliegt und Organe geschädigt werden können. Übergewicht ist bei OSAS ein häufig vorkommender Risikofaktor.

Niedriger Blutdruck (Hypotonie)

Unterschreitet der systolische Wert dauerhaft 110 mmHg (Männer) bzw. 100 mmHg (Frauen), liegt eine Hypotonie (auch Hypotension genannt) vor.

Dieser dauerhaft niedrige Blutdruck hat nach bisherigem Wissensstand keine gesundheitsschädlichen Auswirkungen, sondern erhöht im Gegenteil die Lebenserwartung. Allerdings sollte eine 24 Stunden-Langzeitmessung des Blutdruckes erfolgen und eine Grunderkrankung ausgeschlossen werden.

Niedriger Blutdruck kann u.a. durch Liegen ausgelöst werden und zeigt sich beim Aufrichten in Form von Schwindel, Ohnmachtsgefühl, Zittern, Herzklopfen, schnellem Puls und Blässe.

Typische Symptome

Typisches Symptom Gesichtsrötung

Das heimtückische am Bluthochdruck ist der über lange Zeit oft beschwerdefreie bzw. unspezifische Verlauf. Oft bleibt die Ursache unbemerkt, und es kommt zu Schäden, die Herz und versorgenden Kranzgefäße, Gehirn, Nieren, Augen und Blutgefäße besonders betreffen. Betroffene bemerken ihren erhöhten Blutdruck normalerweise erst, wenn es zu akuten Problemen kommt. Diese meist schweren Durchblutungsstörungen äußern sich in der Regel in Form von Herzschmerzen (Angina pectoris), Sehstörungen, Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Frühe Symptome können sich in Form von Kopfschmerzen, Gesichtsrötung, roten Ohren, Übelkeit, Schwindel, Nasenbluten, Schlaffheit und Schlaflosigkeit bis hin zur Atemnot äußern. Allerdings werden diese nicht zwingend einer Bluthochdruckerkrankung zugeordnet und treten auch nicht bei allen Betroffenen auf. Aus diesem Grund wird Bluthochdruck auch als „stiller Killer“ bezeichnet,
da er das Sterberisiko aufgrund von Herz- und Kreislaufkrankheiten stark erhöht.

Klassifizierung der Blutdruckwerte

Die Einteilung des Blutdrucks in Klassen ist eine hilfreiche Orientierung, um Risiken für das Herz-Kreislauf- und Organsystem abzuschätzen. Die unten aufgeführten Werte gelten für Messungen bei Ihrem Arzt. Dieser berücksichtigt außerdem Ihre individuelle Situation, um im Krankheitsfall eine optimale Behandlung zu gewährleisten.

Untenstehend werden zuerst der systolische (oberer) und dann der diastolische (unterer) Wert für die jeweilige Klassifikation aufgeführt.

Klassifizierung Werte Risiken
Optimaler Blutdruck <120 mmHg und <80 mmHg Geringe Wahrscheinlichkeit für Herz-Kreislauf- und Nierenschäden
Normaler Blutdruck 120-129 mmHg und 80-84 mmHg Risiko für Anstieg des Blutdrucks bei z. B. ungesundem Lebensstil, Diabetes, etc.
Hoch normaler Blutdruck 130-139 mmHg und 85-89 mmHg Erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen bei weiterem Anstieg, regelmäßige Kontrolle empfehlenswert.
Leichter Bluthochdruck (Grad 1) 140-159 mmHg und 90-99 mmHg Beginnende Gefahr für Organschäden, auch wenn diese noch nicht nachweisbar eingetreten sind.
Mittelschwerer Bluthochdruck (Grad 2) 160-179 mmHg und 100-109 mmHg Erste Organschäden können auftreten: Arteriosklerose, Funktionsstörungen der Niere und des Auges sowie Linksherzvergrößerung.
Schwerer Bluthochdruck (Grad 3) ≥180 mmHg und ≥110 mmHg Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall, Verlust der Sehkraft und Aortenwandaussackung ist stark erhöht.
Isolierte systolische Hypertonie (ISH) ≥140 mmHg und <90 mmHg Diese Form tritt typischerweise im fortgeschrittenen Alter auf, trifft aber auch Typ II Diabetiker. Schlaganfallrisiko ist stark erhöht, gefolgt von kardiovaskuläre Erkrankungen wie Herzinfarkt, Herzinsuffizienz u.a.

Hinweis: Die Übersicht über die Autoren, deren Sachverständigkeit und den zu Grunde liegenden Quellen der Beiträge finden Sie unter folgendem Link.

Bitte beachten Sie, dass die hier wiedergegebenen Inhalte weder die medizinische Hilfe noch die Beratung durch einen Haus- oder Facharzt ersetzen können.

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